Myotomie und Neurektomie

Zum Sprechen mit einer Stimmprothese soll die Luft aus der Luftröhre, durch die Stimmprothese in die Speiseröhre und von dort in den Mund strömen.

Der Fluss von Nahrung oder auch Luft in Speiseröhre und Schlund nach oben in den Mund ist unphysiologisch und wird normalerweise durch heftige Kontraktionen (Zusammenziehen) der Schlundmuskulatur verhindert. Um diese Kontraktion der Schlundmuskulatur beim Einströmen der Luft aus der Luftröhre zu verhindern, muss die Schlundmuskulatur zumindest auf einer Seite durchtrennt werden, wenn man mit der Stimmprothese sprechen will. Da bereits wenige intakt gebliebene Muskelfasern das Sprechen deutlich erschweren können, muss die Durchtrennung des Schlundschnürer Muskels (M. constrictor pharyngis) sehr sorgfältig und komplett erfolgen, ohne dass die direkt darunter liegende Schleimhaut verletzt wird, da es sonst zu Wundheilungsstörungen durch austretenden Speichel kommt.

Es gibt drei Varianten der Myotomie, die dorsale, die mediane und die unilaterale. Die Dorsale Myotomie verläuft in der Mittellinie des dorsalen Ösophaguseingangs bis zum oberen Hypopharynx. Sie wird über einer Seng-Staken-Sonde durchgeführt und ist sehr aufwändig.

Wird eine mediane Myotomie (Durchtrennung des Schlundschnürers in der Mitte) durchgeführt und diese nahe an die Stimmprothese herangeführt, kann dies zu einer Schwächung der ösophagotrachealen Fistel (später tropfenförmige Verziehung) und Leckage um die Stimmprothese herum führen.

Die Durchtrennung des M. constriktor pharyngis erfolgt idealerweise einseitig seitlich (unilateral), beginnend auf Höhe der Stimmprothese und erfolgt über den gesamten Hypopharynx bis zum Zungengrund. Die unilaterale Myotomie ist leichter durchzuführen als die dorsale Myotomie, ist sehr effektiv und es besteht keine Gefahr der Schwächung der ösophagotrachealen Fistel.

Zusätzlich zur Durchtrennung des M. constrictor pharyngis (Myotomie) hat sich die einseitige Neurektomie (Nervendurchtrennung) des Plexus pharyngis, der die Schlundmuskulatur innerviert, bewährt. Werden beide Verfahren mit einander kombiniert, so blockiert nur sehr selten ein Pharyxspasmus (Schlundkrampf) den Sprechfluss.

Zur Neurektomie werden die Nervenfasern des Plexus pharyngis, die von lateral in die Pharynxmuskulatur einstrahlen bis in Höhe der Tonsillenloge durchtrennt. Durch diese Maßnahme wird der Operationsablauf nur wenige Minuten verlängert, die Chance auf eine erfolgreiche Stimmrehabilitation jedoch erheblich vergrößert.

myotomie ventral (Video)

Blockiert trotz aller chirurgischen Bemühungen doch einmal ein Pharynxspasmus das Sprechen, so kann durch eine EMG-gesteuerte Injektion von Botulinum-Toxin in der Regel noch eine gute Sprechfähigkeit erreicht werden. Eine sekundäre Myotomie wird aufgrund der hohen Komplikationsrate nicht empfohlen.