Erste Hilfe bei Kehlkopflosen

Wenn Kehlkopflose bei einem Unfall oder einer plötzlichen schweren Krankheit Erste Hilfe benötigen, kommt es nicht selten zu Problemen, da kaum ein Passant die Besonderheiten der Ersten Hilfe bei Kehlkopflosen kennt. Auch medizinisches Fachpersonal hat oft wenig Routine im Management von Notfällen bei kehlkopflosen Patienten. Natürlich gelten die Algorithmen der Reanimation sowie die Rettungskette auch für Laryngektomierte.

Weiterführende Informationen zur Rettungskette und der Reanimation durch medizinische Laien finden Sie unter: www.einlebenretten.de

Wesentliche Unterschiede der Reanimation und Ersten Hilfe bei Kehlkopflosen betreffen die Lagerung, die Sicherung der Atemwege und die künstliche Beatmung.

Lagerung

Die stabile Seitenlage dient dem Schutz der Atemweg vor zurücklaufendem Mageninhalt (Aspiration). Durch die operative Trennung von Luft- und Speiseweg sind Kehlkopflose wenig aspirationsgefährdet. Die stabile Seitenlage ist für Kehlkopflose nicht vorteilhaft, da das Tracheostoma dabei häufig verlegt wird. Besser ist die Rückenlage mit leicht überstrecktem Kopf. Es ist darauf zu achten, dass die Kleidung das Tracheostoma nicht zudeckt.

Sauerstoffzufuhr

In vielen Notfallsituationen wird dem Patienten Sauerstoff verabreicht. Die Zufuhr von Sauerstoff über die Nase ist bei Kehlkopflosen nicht möglich. Die Sauerstoffzufuhr muss  über das Tracheostoma erfolgen.

Künstliche Beatmung

Die bei der klassischen Ersten Hilfe gebräuchliche Mund-zu-Mund Beatmung oder die Beatmung mit einem Beatmungsbeutel und einer Mund-Nasen-Maske ist bei Kehlkopflosen nicht möglich. Die künstliche Beatmung muss bei Kehlkopflosen immer über das Tracheostoma erfolgen. Normale Beatmungsmasken dichten auf dem Tracheostoma nicht gut ab. Deshalb ist zur künstlichen Beatmung eine spezielle Maske (Rundmaske) notwendig. Alternativ kann auch eine geblockte Trachealkanüle oder ein Beatmungstubus ins Tracheostoma eingebracht werden.

Besondere Notfälle bei Kehlkopflosen

Lebensgefährliche Situationen können bei Kehlkopflosen auftreten, wenn sich dicke Krusten und Borken in der Trachealkanüle, im Tracheostoma oder der Luftröhre bilden. Durch die Krusten können die Atemwege komplett verstopft werden. Dann kommt es zu Stridor (pfeifendes Geräusch bei der Atmung) und zunehmender Atemnot. Die Gefahr der Erstickung droht.

Bei Kehlkopflosen die an einer plötzlichen Atemnot leiden, muss deshalb überprüft werden, ob die Atemwege (Trachealkanüle, Tracheostoma, Luftröhre) frei sind. Eine verstopfte Trachealkanüle muss umgehend entfernt und durch eine saubere Kanüle ersetzt werden. Besteht weiterhin Luftnot muss endoskopisch überprüft werden, ob tiefer in der Luftröhre ebenfalls Krusten die Atemwege verlegen. Die Entfernung tief sitzender Krusten aus der Luftröhre kann anspruchsvoll und gefährlich sein. Sie sollte durch medizinisches Fachpersonal in einem Krankenhaus erfolgen.

Durch Inhalation,  Husten und Absaugen können Borken in der Luftröhre vorbeugend  aufgeweicht, abgehustet und abgesaugt werden. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme zur Prophylaxe von Borken in der Luftröhre ist die konsequente Nutzung eines HME-Filters möglichst über 24 h am Tag und von der Laryngektomie an.

Was kann ich als Kehlkopfloser selbst tun?

Information von Familienangehörigen und Freunden

Nur selten tritt eine Notfallsituation ein, ohne dass Angehörige oder Freunde anwesend sind. Die Schulung und Information von Familienangehörigen, welche Besonderheiten im Notfall zu beachten sind, hat deshalb einen hohen Stellenwert.

Umhänger Halsatmer

Einige Kehlkopflosenvereine verteilen an ihre Mitglieder kleine Schilder zum Umhängen auf denen vermerkt ist, dass der Patient Halsatmer ist und was im Notfall speziell zu beachten ist. Auch Aufkleber für das Auto und Ausweise für den Geldbeuten mit den wichtigsten Informationen im Notfall, sind gebräuchlich.

Beatmungsmaske

Das Mitführen einer Beatmungsmaske für Kehlkopflose z.B. im Auto erleichtert im Notfall die künstliche Beatmung. Diese speziellen Masken sind in der normalen Erste Hilfe Ausrüstung nicht vorhanden.

Notfallsignalgerät

Kehlkopflose sind in einer Notsituation kaum in der Lage durch lautes Rufen auf sich aufmerksam zu machen. Deshalb führen einige Kehlkopflose eine Gerät mit sich, das per Knopfdruck ein lautes Signal erzeugt. Alternativ gibt es Geräte die einen Notruf in der Rettungsleitstelle auslösen.