Trachealkanülen

Trachealkanülen sind Röhrchen die in ein Tracheostoma eingelegt werden, um dieses offen zu halten und spezielle Funktionen zu verwirklichen (Sprechmöglichkeit, Aspirationsschutz, Sauerstoffanschluss, HME Anwendung...). Nach historischer Entwicklung, Material und Funktionen können verschiedene Typen von Trachealkanülen unterschieden werden:

Materialien

Als Materialien für Trachealkanülen kommen Sterlingsilber, Thermoplaste (PVC, ...) Silikon und gemischte Werkstoffe zum Einsatz. Die genutzten Materialen tragen wesentlich zu den Eigenschaften einer Trachealkanüle bei. So ist Silber besonders stabil bei geringer Wandstärke. Kunststoffe sind weicher und atraumatischer, benötigen bei gleicher Stabilität jedoch höhere Wandstärken, was das Lumen zum Atmen reduziert.
Besondere Anforderungen an die Materialien von Trachealkanülen bestehen bei einer Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) bei der keine magnetischen Materialien erlaubt sind. Auch bei der Bestrahlung sollen metallhaltige Trachealkanülen vermieden werden, wenn sie im Bestrahlungsfeld liegen.
Schließlich bestimmt das Material einer Trachealkanüle über die Möglichkeiten die Kanüle zu reinigen, aufzuarbeiten und zu sterilisieren.

Aufbau / Terminologie

Trotz der großen Vielfalt an Trachealkanülen gibt es einige regelmäßig wiederkehrende Bauteile und Maße die bei der Beurteilung von Trachealkanülen von Bedeutung sind. Die Maßtabellen und Größenangaben der Hersteller von Trachealkanülen sind nicht standardisiert. Dies bedeutet, dass eine Trachealkanüle der Größe 9 Typ Mediplast andere Maße hat als eine Trachealkanüle Größe 9 Typ Larytube. Insbesondere vor der Bestellung von neuen Trachealkanülen sollte man deshalb die Maßtabellen der Hersteller zu Rate ziehen.

Cuff

Der Cuff einer Trachealkanüle ist ein aufblasbarer Ballon an der Kanülenspitze. Er ermöglicht es, die Luftröhre um die Kanüle herum abzudichten. Eine Trachealkanüle mit Cuff kommt zum Einsatz wenn eine künstliche Beatmung erfolgen muss oder wenn Aspirationsgefahr droht z.B. bei Schluckstörungen, Blutungen in den Atemwegen oder nach Operationen an den Atemwegen. Der Cuff wird mit einer Spritze oder einem Cuff-Druckmessgerät mit Luft befüllt, wobei der Druck mit dem der Cuff gefüllt wird möglichst niedrig gehalten werden soll. Der Cuff soll zwar abdichten, darf aber nicht die Durchblutung der Trachealschleimhaut kompromittieren. Sonst kommt es zu Nekrosen und Granulationen, später zu Narben und Stenosen der Trachea. Um den Druck auf die Trachealschleimhaut möglichst gering zu halten und trotzdem gut abzudichten, wurden so genannte Low-Pressure-Cuffs entwickelt. Ihre Form ähnelt einem Zylinder, so dass der Druck des Cuffs flächig auf die Trachea übertragen wird. Der punktuelle Druck auf die Trachealschleimhaut im Cuffbereich bleibt daher vergleichsweise niedrig. Die Anwendung von Low-Pressure-Cuffs wird wenn immer möglich empfohlen.

Reinigung und Aufbereitung

Trachealkanülen sind als Fremdkörper in der Luftröhre potentielle Infektionsquellen und müssen deshalb regelmäßig gereinigt werden. Wie häufig das reinigen einer Trachealkanüle nötig ist, hängt wesentlich davon ab, wie viele Stunden am Tag die Kanüle getragen wird, wie viel Trachealsekretion entsteht und wie einfach oder schwierig der Wechsel der Kanüle ist.
Wenn sinnvoll möglich sollte die Kanüle zweimal täglich gereinigt oder gegen eine gereinigte Kanüle ausgetauscht werden.
Ist der Trachealkanülenwechsel schwierig, kann die Kanüle mehrere Tage belassen werden. 
Wie eine Trachealkanüle gereinigt wird, hängt wesentlich vom Material der Kanüle ab und kann der Produktbeschreibung des Herstellers entnommen werden. Einige Trachealkanülen sind resterilisierbar (Silberkanülen, Silikonkanülen).

HINWEIS: Trachealkanülen sind Ein-Patienten-Produkte und dürfen nicht zur Nutzung in einem anderen Patienten wieder aufbereitet werden!

Nutzungsdauer

Herstellerseitig wird die maximale Nutzungsdauer der meisten Kunststoff Trachealkanülen auf 28-30 Tage begrenzt. Kanülen aus Silikon und aus Silber haben längere teilweise unbefristete Nutzungsdauern.

Trachealkanülen Konnektoren

Über Konnektoren mit genormten Massen können Trachealkanülen mit anderen medizinischen Hilfsmitteln oder Apparaten verbunden werden. Nicht alle Trachealkanülen haben einen Konnektor. Silberkanülen haben oft keinen Konnektor. Trachealkanülen die auch beider maschinellen Beatmung zum Einsatz kommen haben einen 15 mm Konnektor wie er bei Beatmungszubehör Standard ist. Der größere 22 mm Konnektor ist typisch für Trachealkanülen und Hilfsmittel die zur Rehabilitation nach Laryngektomie entwickelt wurden. Da sich der 22 mm Konnektor gut bewährt hat, kommt er zunehmen auch im Homecarebereich bei tracheotomierten Patienten zum Einsatz.

Kein Konnektor

15 mm ISO-Standard Konnektor

Beatmungszubehör:

  • Beatmungsbeutel
  • HME-A-Filter
  • Beatmungsgerät
  • Narkosegerät

22 mm Konnektor

Laryngektomiezubehör:

  • HME-L-Filter
  • Duscheschutz
  • Tracheostomaventil

Siebung und Fenster einer Trachealkanüle

Als Siebung einer Trachealkanüle bezeichnet man eine Gruppe von kleinen Löchern in der Kanülenrückwand, 2-4 cm hinter dem Kanülenschild. Die Siebung ermöglicht das Sprechen. Beim Verschluss der Kanüle durch den Finger oder ein Ventil strömt die Luft durch die Siebung zum Kehlkopf. Nachteil der Siebung ist die Tatsache, dass auch Sekret durch die Siebung in die Kanüle und schließlich in die Luftröhre laufen kann.

Fenster in einer Trachealkanüle dienen der subglottischen Absaugung und dem Sprechen und sind typisch für Multifunktionskanülen. Das Fenster liegt direkt über dem Cuff der Kanüle und hat einen größeren Durchmesser als die einzelnen Löcher einer Siebung. Über eine Fenster in der Wand einer Trachealkanüle ist es möglicht, auch größere Mengen zähen Sekretes über abzusaugen, was in der Intensivmedizin für die Pneumonieprävention von Bedeutung ist. Das Fenster der Trachealkanüle kann durch Einlage einer Innenkanüle verschlossen werden.