Custom-fit Stimmprothese

Die Idee zur Entwicklung der Custom-fit Stimmprothese hatte Eric D. Blom (Indianapolis) inspiriert durch eine Publikation von Bonelli und Aversa die 1974 ihre „Schluckprothese“ (Bild A) vorstellten. Sie nutzten eine Scheibe im Ösophagus (1) um den Shunt beim Schlucken zu verschließen. Hierfür zog der Patient beim Schlucken an der Schlinge (2). Die Scheibe wurde auf die Vorderwand des Ösophagus gezogen und dichtete ab. Wurde die Schlinge zum Sprechen locker gelassen, konnte Luft an der Scheibe vorbei durch den Shunt strömen.

Das Prinzip der Abdichtung mit einer Scheibe im Ösophagus kombinierte E.D. Blom mit seiner Stimmprothese. Er vergrößerte den ösophagealen Flansch und nutzte diesen zur Abdichtung bei Leckage um die Prothese herum (Abb. F) . Abbildung B zeigt eine Stimmprothese deren ösophageler Flansch mit einem dünnen Silikonring (3) vergrößert wurde (Blom-Singer® Large Esophageal Flange).

Um einen dichten Abschluß des dünnen Silkonrings mit der Schleimhaut der Speiseröhre zu gewährleisten, muss die Schaftlänge der Prothese ebenfalls exakt angepasst werden. Die Prothesen mit vergrößertem Flansch sollen ohne Spiel und ohne Druck auszuüben im Shunt einliegen. Sie werden hierfür an die individuelle Anatomie des Patienten angepasst was die Bezeichnung „Custom-fit“ Prothese ausdrückt. Modifikationen können am trachealen Flansch, am ösophagealen Flansch und am Schaft vorgenommen werden. Für die Abdichtung sind die Vergrößerung des ösophagealen Flansches und die exakte Schaftlänge entscheidend (Abb. G).

Abbildung C zeigt wie der vergrößerte ösophageale Flansch den Standardflansch der Stimmprothese überragt. Er dichtet zur Ösophagusschleimhaut hin ab, ohne wesentlich in diese einzuschneiden.

Ist der Shunt sehr instabil kann es vorkommen, dass alleine die Vergrößerung des ösophagealen Flansches nicht ausreicht. Dann kann auch der tracheale Flansch vergrößert werden. Abbildung D zeigt eine Custom-fit Stimmprothese mit vergößertem trachealem Flansch. Die dünne Silikonscheibe (0,3mm) liegt der Trachealschleimhaut nur locker auf, stört den Blutfluß in der Schleimhaut nicht und stabilisiert zusätzlich zum vergrößerten ösophagealen Flansch den Shunt.

Custom-fit Prothesen werden wie beim Blom-Singer System üblich mit einer Gelkapsel (siehe Bild E) eingesetzt. Auch die Entfernung erfolgt wie gewohnt durch komplettes Herausziehen der Prothese aus dem Shunt. Die vergrößerten Flansche sind sehr weich und flexibel weshalb zum Herausziehen keine besonders hohen Kräfte notwendig sind.

Bisher mussten die Modifikationen an den Stimmprothesen selbst durchgeführt werden, was eine erhebliche „Bastelarbeit“ und die Übernahme der medizinischen Produkthaftung erforderte. Für 2010 ist vom Hersteller (Inhealth) vorgesehen, modifizierte Stimmprothesen mit vergrößerten Flanschen ab Werk anzubieten. Aus diesem Grund erfolgt an dieser Stelle keine detaillierte Beschreibung der Herstellung einer Custom-fit Stimmprothese.

Die Erfolgsquote der kompletten Abdichtung der periprothetischen Leckage war, bei einer von uns durchgeführten Untersuchung (Literatur 3), mit 98% sehr hoch. Wesentliche Komplikationen traten nicht auf und die Kosten für eine custom-fit Prothese entsprechen den Kosten einer Standardprothese.

Relative Kontraindikationen für den Einsatz einer custom-fit Prothese sind hochgradige Pharynxstenosen (beim Schlucken entsteht ein hoher Druck, dem die dünnen Silikonringe nicht gewachsen sind) und Shunts mit mehr als 16 mm Durchmesser (hohe Gefahr der Dislokation der Prothese).

Für die erfolgreiche Anwendung von Custom-fit Stimmprothesen ist die Überwindung einer Lernkurve und Geschick notwendig. Gelingt die Anpassung einer custom-fit Stimmprothese, so ist der Patient sofort ess- und sprechfähig und ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus ist meist unnötig.

Fazit: Aufgrund der hohen Erfolgsrate, der geringen Komplikationsrate und dem hohen Patientenkomfort der Methode empfehlen wir den Einsatz von custom fit Stimmprothesen zum Management der periprothetischen Leckage.