Silberkanülen

Silberkanülen sind die älteste Form der Trachealkanüle die sich bis heute kaum verändert hat.

Silberkanülen gibt es in vielen Längen, Durchmessern, gesiebt und ungesiebt, mit Sprechkläppchen und ohne Sprechkläppchen. Die Maße einer Silberkanüle werden wie folgt angegeben: Kanülenaußendurchmesser an der Kanülenspitze in mm / Kanülenlänge in mm. Das bedeutet eine Kanüle mit der Bezeichnung 11/80 ist 80mm lang und an ihrem Ende in der Trachea 11mm durchmessend. Neben der Standardkrümmung gibt es viele Krümmungsvariationen.

Neue ungesiebte Silberkanüle (A)

Gebrauchte gesiebte Silberkanüle (B).

Das Silber oxidiert und verfärbt die Kanüle grau-schwarz.
Der gesiebte Anteil der Kanüle ermöglicht den Luftfluss nach kranial bei Verschluss der Kanüle (beispielsweise durch das Sprechkläppchen) und damit das Sprechen.

Das Standard-Sprechkläppchen einer Silberkanüle ist eine dünne Silberplatte (1) die mit einem kleinen Gelenk oben am Eingang der Innenkanüle (2) angeschlagen ist. Sie schwingt beim Einatmen zurück und ermöglicht so den Luftstrom in die Trachea. Beim Ausatmen durch das Tracheostoma schwingt die Silberplatte nach vorne (3) und verschließt den Kanüleneingang.

Vorteile:

  • Der maximale Außendurchmesser einer Trachealkanüle ist durch das Tracheostoma und die Trachea vorgegeben Aufgrund der Festigkeit des Materials ist bei Silberkanülen nur geringe Wandstärke notwendig. Der minimale Atemwegsdurchmesser (beim Kehlkopflosen die Trachea oder das Tracheostoma) wird also durch das Material der Silberkanüle nur geringfügig reduziert, was insbesondere dann ins Gewicht fällt wenn zusätzliche eine Innenkanüle genutzt wird. Die Materialstärken von Innen- und Außenkanüle addieren sich, reduzieren den Durchmesser der Trachealkanüle und erhöht den Strömungswiderstand in der 4. Potenz.
  • Silberkanülen sind jahrelang haltbar und gut zu reinigen
  • Silberkanülen sind sterilisierbar.

Nachteile:

  • Silberkanülen sind nicht biegbar und führen aufgrund ihrer relativ scharfkantige Bauweise häufig zu Verletzungen in der Luftröhre und and der Halshaut. Auch bei perfekter Anpassung der Kanülen sind solche Verletzungen nicht immer zu vermeiden und potentiell gefährlich.
  • Silberkanülen sind starr und übertragen die Bewegung des Kopfes in die Luftröhre. Die mechanische Reizung der Luftröhre führt zu vermehrter Sekretion und Atrophie des Flimmerepithels.
  • Silber leitet die Wärme der Trachea nach außen. Die Trachealkanüle ist also relativ kalt in der Luftröhre und kann diese thermisch reizen was wiederum die Sekretion vermehrt.
  • Silberkanülen werden von Patienten aufgrund des meist nicht zur Verfügung stehenden  22mm Konnektors (es gibt auch diesen Konnektor) selten in Kombination mit HME-Filtern genutzt was heute Standard sein sollte.
  • Werden Silberkanülen zum Sprechen mit dem Finger abgedichtet, so ist die Gefahr von Verletzungen der Trachea durch den Druck auf die Kanüle hoch
  • Die Kombination eines Standard Tracheostoma-HME mit einer Silberkanüle ist ungünstig Silberkanülen schlecht abdichten
  • Das Sprechen mit einer Stimmprothese funktioniert mit einer Silberkanüle selten gut, da keine luftdichte Abdichtung am Tracheostoma gelingt. 

 

HINWEIS: Kehlkopflosen Patienten darf  niemals eine Trachealkanüle mit einem normalen Sprechkläppchen eingesetzt werden da sonst das Ausatmen nur noch an der Kanüle vorbei oder gar nicht funktioniert. Beim Husten kann es aufgrund der fehlenden Hustenklappe zu extremen Drücken in den Atemwegen und zum Ersticken führen!